top of page

Die Mallrats von Shanghai

Aktualisiert: 6. Aug. 2019


Nun liegt sie hinter uns, die erste Woche in Shanghai. Und eigentlich geht es uns ganz gut. Verena hat angefangen zu arbeiten, wir haben für diese erste Woche ein tolles Service Appartement am Rande der Stadt bezogen, wir haben einen Fahrer angeheuert und uns sogar schon ein bisschen mit ihm angefreundet, wir haben gelernt, dass man mit Bargeld hier echt nicht versuchen muss, Fuß zu fassen, dass das Klima besser ist, als sein Ruf und wir haben uns zu echten Mallrats (englisch für Typen, die gerne einfach mal so in Malls rumhängen) entwickelt.

Aber der Reihe nach: Nach langem und strapaziösem Flug wurden wir am Flughafen Pudong von einem Fahrer abgeholt, der uns in ein weiiiiiiit außerhalb gelegenes Service Appartment brachte. Mitten auf einer Art Messegelände genießen wir noch die letzten Tage mit voll funktionierender Klimaanlage, Wäscheservice und Frühstücksbüffet. Verena hat direkt am Mittwoch mit ihrer Arbeit begonnen und am Abend ersmal einen Fahrer mit nach Hause gebracht. Bruce ist toll und heimlich nenne ich ihn natürlich Bruce Lee, Mister Lee oder die Todesfaust. Er hilft viel, spricht gut englisch und wenn er gerade Verena nicht ins Büro fährt, fährt er uns in die Mall.

Die Mall - zum einen, sie ist klimatisiert und zum anderen - sie hat ein Bällebad und ich zwei völlig unterforderte und gelangweilte Kinder. Aber Bällebad bringt die Kinderaugen zum leuchten. Gute zwei Stunden können Tom und Mathilda zwischen blauen, weißen und ein paar grünen Plastikbällen verbringen (Mathilda versucht seit 3 Tagen mit wachsender Verzweiflung, die grünen Bälle auszusortieren...).

Währenddessen kann man gleich daneben im offenen Supermarkt das Nötigste zu überteuerten Preisen einkaufen - könnte man, hätte man nur kein Bargeld dabei sondern eine der hippen Zahlungsmethoden, auf die China setzt: WePay oder AliPay. Beides geht nur mit einem chinesischen Bankkonto, das wir leider noch nicht haben (immerhin haben wir jetzt chinesische Telefonnummern - siehe Kontakt). Und so wird man per Blickkontakt schockgefrostet, wenn man mit einem vollen Einkaufskorb an der Kasse steht und zum Entsetzen der Kassierin den Geldbeutel hervor zaubert. Herbeigerufen durch das wilde Gezeter der Dame eilen nicht nur die Oberbonzen Pi, Pa und Po heran, sondern es bildet sich schlagartig eine Traube von schaulustigen Kunden um einen herum, die wissen wollen, was dieser dämlichen Langnase denn jetzt gerade eingefallen ist. Nur ein besorgter Blick zum Bällebad kann mich noch retten und unter dem Vorwand, dass mein Sohn gerade in Bällen ertrinkt, verlasse ich Hals über Kopf und ohne Einkäufe diesen ... Ort.


Im Untergeschoss werden wir schließlich doch noch fündig, ein normaler Supermarkt (ach, was heißt schon normal, hier tummeln sich Fische in riesigen Bassins, Langusten liefern sich so beeindruckende Scherenkämpfe, dass ich mich schon mit einem Bündel Geldscheine daneben stellen und wild schreiend auf einen setzen will und neben den 4 riesigen Säcken mit offenem Reis, an denen Mathilda mit aufreizender Lässigkeit entlang streift, türmt sich ein bestimmt 2 Meter hoher Haufen mit Hühnerfleisch). Die nehmen Bargeld, Hungerproblem gelöst.


Am Samstag konnten wir uns dann das Haus anschauen, in das wir am Montag ziehen werden und es hat viel Spaß gemacht. Es ist nett, großzügig und die Vermieter sprechen recht gut englisch. Jetzt, am Sonntag sitzen wir mal wieder auf gepackten Koffern und sind voller Vorfreude, denn morgen beginnt die letzte Etappe unserer Anreise. Danach stehen nur noch Ikea-Besuche, Supermarkt-Plünderungen und das Kennenlernen mit unserer neuen Ayi auf dem Programm. Fein. Ach ja, und ein Bankkonto.




38 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page