Die Rache des Tätowierers.

Wir kennen sie ja alle, die Geschichte vom Freund des Freundes, der sich in einer schummrigen Gasse in Phuket oder Hong-Kong ein total stylisches Insider-Tattoo stechen ließ und er jetzt in chinesischen Schriftzeichen große Weisheiten durch die Welt trägt.
Bis er diesen einen chinesischen Austauschstudenten auf dem Mediziner-Schwoof trifft, der ihm unter vier Augen verrät, dass da eigentlich nicht "Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg" sondern vielmehr "Nicht zu heiß waschen" oder "Milch, Eier, Schinken, Trauben" steht. Aber es gibt gute Nachrichten für den Freund des Freundes: Er wurde gerächt.
Heute war ich beim Frisör. Und während ich auf dem Stuhl sitze, fällt mein Blick über den Spiegel auf den tätowierten Unterarm meines Frisörs. Nach vielen unauffälligen Verrenkungen bekam ich es endlich hin, diesen Spruch zu entziffern:
Became off hot.
Was ich gebrübelt habe, über die Bedeutung dieser Nicht-Bedeutung. Doch beim Zahlen erkannte ich, dass die nette Kollegin hinter der Kasse ebenfalls stolze Besitzerin eines Tattoos war:
Can Lover Seven.
So sieht sie also aus, die Rache der westlichen Tätowierer.
Was ist sonst so passiert? Wir sind endlich in die Welt des Online-Bestellens eingetaucht. Hier kann man alles online bestellen, aber nur mit chinesisch-sprachigen Apps. Nachdem eine Kollegin von Verena unsere Handys präpariert hat, können wir allerdings anhand von Bildern auf Ramschjagd gehen. Die erste Bestellung wurde auch gleich mit einem Geschenk belohnt:

Endlich eine Mao Fibel. Die ersetzt im Haus doch glatt mal alles mögliche. Sehr nett war auch die Bestellung einer Sammlung von Bildbefestigungs-Dingern. Die werden hier sehr adrett mit kleinem Hämmerchen und Wasserwage zugestellt. Für sagenhafte 1,25 Euro.

Haben wir noch was? Matthilda hat einen neuen Schlafplatz unter dem Sofa gefunden ("Mathilda zài nálî" heißt "Wo ist Mathilda" und ist ein schrecklich wichtiger Satz geworden). Tom hat endlich wieder ein Fahrrad und düst als blau-gelbe Kanone durch den Compound. Wir entdecken immer wieder nette Kuriositäten und wir sind jetzt offizielle Residentials mit Work Permitt. Das hätte eigentlich ein schöner Beitrag gespickt mit chinesischer Bürokratie werden sollen - wurde es aber nicht, da keine Bürokratie. War enorm unkompliziert und kurzweilig, wir kamen uns fast ein bisschen um das Erlebnis betrogen vor ("Formular C32 zu Raum F06 für Stempel in Rot, etc.).